Geschichte

Ursprung des Namens

Das Land Kenia wurde nach dem gleichnamigen Berg benannt. Die Kikuyu, die bis heute in dem Gebiet leben, nennen den Mount Kenya aufgrund seines schneebedeckten Gipfels Kirinyaga oder Kerenyaga, was „der weiße Berg“ bedeutet. Der Mount Kirinyaga war das Hauptwahrzeichen der Region, die die Briten später zu ihrer Kolonie machten. Da die Briten jedoch Schwierigkeiten hatten, das Wort Kirinyaga richtig auszusprechen, entstand daraus der Name Kenia.

Frühe Besucher

Die ersten Menschen, die sich in Kenia niederließen, waren afrikanische Eingeborene aus verschiedenen Teilen des Kontinents. Ferner kamen Händler, Forscher und Reisende aus vielen Teilen der Welt, wie z.B. Portugal, Arabien, dem Römischen Reich, Indien und Griechenland. Bereits ab dem 1. Jh. vor Chr. landeten sie vornehmlich an der ostafrikanischen Küste. Während die meisten Besucher in ihre Heimatländer zurückkehrten, blieben einige im Land, vermischten sich mit der dort ansässigen Bevölkerung und begründeten so eine neue Swahili-Kultur entlang der Küste.

Diese Zivilisation gründete auf Handwerk, Ackerbau, Fischerei und internationalem Handel und führte zu der Gründung von Stadtstaaten entlang der Küste, wie Siu, Pate, Lamu, Malindi, Gede, Mombasa und Vanga. Der Islam, sowie die Sprache Kiswhahili wurden eingeführt. Händler aus Übersee brachten Güter wie Stoffe, Perlen, Weine, eiserne Waffen, Porzellan und Handwerksprodukte, die sie gegen Elfenbein, Holz, Gold, Kupfer, Rhinozeroshörner, Tierhäute und Sklaven eintauschten.

Die erste weitreichende Besiedlung durch Europäer begann, als im Jahre 1498 der Portugiese Vasco da Gama auf der Suche nach einem Seeweg nach Ostindien mit seiner Flotte in ostafrikanische Gewässer vorstieß. Während seiner ersten Reise war sein einziger Verhandlungspartner der Herrscher von Malindi. Während der folgenden hundert Jahre begründete dieses Bündnis die portugiesische Herrschaft in dieser Region. 200 Jahre lang beherrschten und kontrollierten sie den lukrativen Seehandel mit Indien, eroberten etliche Stadtstaaten entlang der Küste und hatten die Vorherrschaft über dieses Gebiet inne.

Das Volk jedoch hasste die Portugiesen und es kam zu zahlreichen Aufständen. So z.B. betrat der arabische Sultan  von Mombasa, Dom Jeronimo Chingulia, mit einer Gruppe Anhänger die portugiesische Zitadelle Fort Jesus durch die Passage of the Arches, einen durch die Korallen ins offene Meer führenden Bogengang am 16. August 1631. Er tötete den portugiesischen Hauptmann Pedro Leitao de Gamboa und ließ die portugiesischen Häuser in der Stadt durch seine Anhänger außerhalb der Festung in Brand setzen. Es gab keinen nennenswerten Widerstand und innerhalb von zwei Wochen wurden alle Portugiesen getötet. Schließlich wurden die Portugiesen durch den örtlichen Nationalismus und mit Hilfe der Araber aus dem Oman aus den Küstenstädten vertrieben. Um eine Rückkehr der Portugiesen zu verhindern, verlegte Sultan Seyyid Said von Oman seine Hauptstadt nach Sansibar, von wo aus seine Familie die ostafrikanische Küste bis zur Herrschaft der Briten regierte.

Kolonialherrschaft

1884 erreichte der Kampf Europas um Kolonien in Afrika seinen Höhepunkt, als der Kontinent auf der Berliner Konferenz unter den Kolonialmächten aufgeteilt werden sollte. Zu Großbritanniens Anteil gehörte ein Land, das wir heute Kenia nennen. Eine britische Handelsgesellschaft, die Imperial British East Africa Company, wurde gegründet, um Kenia unter dem Namen Britisches Protektorat Ostafrika zu verwalten. Als offensichtlich wurde, dass die Gesellschaft Kenias feindlicher Bevölkerung nicht Herr werden konnte, erklärten die Briten das Land am 1. Juli 1895 zur Kolonie und zum Protektorat und beauftragten den ersten Gouverneur, Sir Arthur Hardinge, mit der Einführung einer formalen britischen Verwaltung.

Die siebzig Jahre währende britische Kolonialherrschaft in Kenia war gekennzeichnet durch harte Wirtschafts-, Sozial- und politische Gesetze, aber vor allem durch Rassendiskriminierung. Große fruchtbare Flächen blieben weißen Siedlern vorbehalten und strenge Arbeitsgesetze zwangen die Afrikaner, für geringe Löhne auf den Farmen der Siedler und bei staatlichen Baumaßnahmen zu arbeiten. Darüber hinaus beschränkte sich das politische Mitspracherecht der Afrikaner auf die Lokalpolitik.

Vor diesem Hintergrund begannen in den frühen 1920er Jahren die ersten ernsthaften Protestbewegungen. Die Afrikaner gründeten politische Vereinigungen, z.B. die Vereinigung Junger Kikuyu, die Ostafrikanische Vereinigung, die Vereinigung Junger Kavirondo, den Zentralverband Nord-Kavirondo und die Vereinigung Taita Hills, um Missstände wie Zwangsarbeit, Niedriglöhne, hohe Steuern, Enteignung und Rassendiskriminierung zu bekämpfen.

Zwischen 1944 und 1960 verstärkten sich die politischen Aktivitäten und der Druck der afrikanischen Bevölkerung. Im Jahre 1944 wurde die erste landesweite nationale Partei, die Kenianische Afrikanische Union (KAU) gegründet  und im selben Jahr wurde der erste Afrikaner, Eliud Mathu, in den von Siedlern dominierten Legislaturausschuss gewählt. Unzufriedenheit über zu langsame politische Veränderungen führte in den frühen 1950ern zu Unruhen. 1952, nach dem Mau-Mau-Aufstand, rief der Gouverneur Sir Everlyn Baring den Notstand aus. Der Aufstand richtete sich vor allem gegen Enteignung, Rassendiskriminierung und fehlenden politischen Fortschritt.

Dieser Notstand verstärkte jedoch das politische Streben nach Unabhängigkeit und zwang die Kolonialregierung zu verfassungsmäßigen Vorschlägen. Die Lyttleton-Verfassung von 1954 erlaubte es den Afrikanern, einen direkten Vertreter in den Legislaturausschuss zu wählen. Die Wahlen fanden im Jahre 1957 statt und acht afrikanische Führer – Ronald Ngala, Tom Mboya, Daniel Arap Moi, Mate, Miumi, Oginga Odinga, Oguda und Muliro – wurden gewählt. Dies führte zu einem Streben nach stärkerer politischer Repräsentanz und Unabhängigkeit. Nach beträchtlichen Diskussionen wurde entschieden, eine Massenorganisation zu gründen, um das Volk auf den letzten Schlag gegen den Kolonialismus vorzubereiten.

Dies war die Geburtsstunde der Kenya African National Union (KANU). Die KANU wurde im März 1960 in der Stadt Kiambu gegründet und am 11. Juni 1960 als eine politische Partei eingetragen. Als die Freiheitsbestrebungen jedoch offensichtlich wurden, befürchteten viele der kleineren Gemeinden eine Herrschaft der großen Volksgruppen und gründeten aus diesem Grund am 25. Juni 1960 die Kenya African Democratic Union (KADU). Aus den ersten großen Wahlen im Jahre 1961 ging die KANU als Sieger hervor. Bei einer weiteren Wahl im Jahre 1963 erhielt die KANU 83 der insgesamt 124 Sitze im Repräsentantenhaus und bildete am 1. Juni 1963 die Madaraka-Regierung und am 12. Dezember 1963 die unabhängige Regierung unter Mzee Jomo Kenyatta.

Das freie Kenia

Die erste Regierung des unabhängigen Kenia sah sich gleich zu Beginn drängenden wirtschaftlichen und politischen Problemen gegenüber. Hauptschwerpunkte waren schnelleres Wachstum, kenianische Kontrolle der Wirtschaft und Neuverteilung des Einkommens. Doch ohne politische Stabilität konnte keines dieser Ziele erreicht werden. So war das vorrangige Ziel, jene Elemente im Land unschädlich zu machen, die extreme politische Ansichten vertraten und der neuen Nation eher schadeten anstatt das Vertrauen in sie zu stärken. Seitdem macht Kenia auf dem Weg zu Frieden und Stabilität große Fortschritte.

Seit seiner Unabhängigkeit wurde das Land von drei Präsidenten regiert. Nach dem Tode Jomo Kenyattas am 22. August 1978 übernahm Daniel Arap Moi die Führung. Er legte am 30. Dezember 2002 sein Amt  nieder, da eine Gesetzesvorschrift seine Amtszeit auf höchstens 10 Jahre begrenzte, d.h. auf zwei Amtszeiten von jeweils 5 Jahren. Diese Vorschrift wurde 1991 erlassen, nach der Wiedereinführung des Mehrparteiensystems. Davor war Kenia ein Einparteien-Staat.

Am 30. Dezember 2002 wurde Mwai Kibaki zum dritten Präsidenten Kenias gewählt. Kibaki und seine Nationale Regenbogenkoalition (NARC) gewannen die allgemeinen Wahlen am 27. Dezember 2002 mit einem Erdrutschsieg und beendeten somit die vierzig Jahre lange Herrschaft der KANU.

Dank seiner Stabilität und Neutralität spielte Kenia eine tragende Rolle im Bestreben nach Frieden und Stabilität im Unruheherd Ostafrika. Seit seiner Unabhängigkeit finden in Kenia alle fünf Jahre reguläre Wahlen statt. Die letzte Wahl fand im Dezember 2002 statt, und die Machtübergabe verlief friedlich.